Als Solistin stand danach bei Camille Saint-Saëns‘ Erstem Cellokonzert Harriet Krijgh unangefochten im Mittelpunkt, die Grazer Philharmoniker übten sich in –fein akzentuierter und ebenso farbenreicher wie klangschöner – Zurückhaltung, sodass die Solistin niemals Gefahr lief, vom Orchester überrollt zu werden. Ihr Spiel bestach mit einer einnehmenden Mischung aus Gefühl sowie Verve und der Farbenreichtum, den sie ihrem Instrument entlockte brachte regelrecht die Luft im Saal zum Schimmern.

Krijghs technische Souveränität, die sie besonders eindrucksvoll in der Kadenz des zweiten Satzes unter Beweis stellte, verkam dabei nicht zu bloßem Selbstzweck, sondern wirkte wie eine deklamatorische Szene eines Schauspielers in einem Drama. Mit einer elegant dargebotenen Zugabe – der Sarabande aus Bachs Erster Cellosuite – verabschiedete sich Krijgh schließlich vor der Pause vom Grazer Publikum.

Isabella Steppan, 23 Juni 2022

Hörabenteuer einst und jetzt Zeitgenössisches aus der Ukraine, Avantgardistisches von 1830 und eine grandiose Cellistin im Musikverein.

Die Zugabe war fast das Beste: Harriet Krijgh interpretierte die Sarabande aus Bachs
Cellosuite Nr. 1 als aus der Stille geborene, elegante Grübelei. Krijgh hatte auch in Camille Saint- Saëns’ Cellokonzert Nr. 1 Hochkarätiges am Kasten. Schmalzfrei und akkurat, schlank und nachdrücklich entfaltete die Niederländerin dessen Klangkosmos.

Martin Gasser
Kleine Zeitung Graz