Altmeister trifft auf neuen Klassik-Star Sir Neville Marriner und Harriet Krijgh gastierten in der Tonhalle.

Die junge niederländische Cellistin Harriet Krijgh ist ein Shootingstar der Klassik-Szene, Dirigent Sir Neville Marriner (91) der wohl dienstälteste Stabführer in der weltweiten Orchester-Landschaft. In der Tonhalle gastierten nun beide mit dem spätromantischen Cellokonzert des Briten Edward Elgar.

Diese Konstellation erinnert an die epochale Begegnung zwischen der französischen Cellistin Jacqueline du Pré und dem britischen Dirigenten Sir John Barbirolli in den 60er Jahren. Auch hier gestalteten eine junge Solistin und ein alter Kapellmeister das Elgar-Konzert. Auffällig auch, dass Harriet Krijgh mit ihrem langen, gewellten Blondhaar auch äußerlich ein wenig an Jacqueline du Pré erinnert.

Die Academy of St Martin in the Fields musiziert unter der Leitung ihres Gründers so frisch und munter, wie dieser dirigiert. Marriner schwingt den Taktstock noch immer im Stehen und wählt zackige Tempi wie in jungen Jahren. Das lässt immer wieder staunen. Noch mehr aber beeindruckt das technisch perfekte wie hoch sensible Spiel der Cellistin, die ihrem Instrument feinste Farbnuancen entlockt und ein Piano von überirdischer Gesanglichkeit. Von dieser Musikerin werden wir noch viel hören.

2015 10 31, Westdeutsche Zeitung (Germany)